Die Geschichte des Flash Player: Medien oder Malware?
Um die Beschränkungen früherer Webseiten auf Text und statische Bilder zu überwinden, begannen eine Reihe von Unternehmen Anfang der 1990er Jahre mit der Entwicklung von Werkzeugen zur Darstellung von Animationen sowie Multimedia-Inhalten im World Wide Web. Und die Plattform, die sich durchsetzte, war Flash von Adobe. Hier findet ihr übersichtlich zusammengefasst die Geschichte von Flash und vom Adobe Flash Player, der nicht zuletzt für den Erfolg von YouTube verantwortlich ist.
Flash Player Vorteile, die den Erfolg sicherten
Flash hatte den Vorteil, dass es leichtgewichtig war und vermittels eines Browser-Plug-Ins auf mehreren Betriebssystemen wie Windows oder Mac OS X laufen konnte. Aber es war auch ein Sicherheitsproblem, da es immer wieder Schwachstellen aufwies, die regelmäßig von Malware-Entwicklern ausgenutzt wurden.
Die Notwendigkeit regelmäßiger, teilweise sogar wöchentlicher, Updates bedeutete, dass die Benutzer dafür sensibilisiert wurden, ihre Plug-Ins häufig zu aktualisieren. Diese Sorge wurde ausgenutzt und führte schließlich dazu, dass gefälschte Flash Player Installationsprogramme zum führenden Verbreiter für Schadsoftware wurden.
Nun hat Adobe den Support für Flash und Flash Player offiziell zum 31. Dezember 2020 eingestellt. Hier ein Blick zurück auf die wechselvolle Geschichte dieser Multimedia- und Malware-Plattform, die vielen Menschen auf der ganzen Welt kostenlose Internet-Spiele in dutzenden Kategorien auf hunderten Seiten brachte.
Die Anfänge des Adobe Flash Player
In den frühen 1990er Jahren ermöglichten Multimedia-Tools wie Macromedia Director/Shockwave oder Apples HyperCard die Verwendung von Multimedia-Inhalten in Anwendungen, die auf CD-Rom verteilt wurden. Sie waren die Grundlage für einige der frühesten interaktiven Software und Spiele, wie z. B. die Encarta-Enzyklopädie, Silly Noisy House und Myst. Aber das Wachstum des Internets der 1990er Jahre bedeutete, dass Werkzeuge benötigt wurden, um ähnliche Inhalte im Browser bereitzustellen. Die Bandbreite war nur ein Bruchteil dessen, was man heute zur Verfügung hat. Daher musste eine solche Plattform klein und schnell sein.
FutureWave Software, von Charlie Jackson und Jonathan Gay in 1993 gegründet, entwickelte zuerst eine neue Zeichensoftware, änderte dann aber die Richtung und entwickelte ein vektorbasiertes Animationstool, um mit Macromedia Shockwave zu konkurrieren. Vektorbasierte Animationen benötigen viel weniger Daten als Bitmap-Animationen, da die Daten nur die Beziehung zwischen Punkten beschreiben müssen, zusammen mit Farben und anderen Daten. Bitmap-Grafiken müssen hingegen Informationen für jeden Bildpunkt einzeln angeben.
Das Unternehmen brachte dann als Erfolg ihrer Bemühungen im Mai 1996 den FutureSplash Animator heraus. Die Software wurde von einer Reihe großer Websites übernommen, z. B. von MSN und einer Disney-Website. Im Dezember des gleichen Jahres noch kaufte Macromedia das Unternehmen und benannte die Software in Macromedia Flash um. Damit war quasi die Flash-Plattform und dann mit der weit verbreiteten Abspielmöglichkeit der Flash Player geboren. Aber der Reihe nach…
Flash war mehrere Jahre lang die führende Multimedia-Software, und im Jahr 2000 wurde die Flash-Plattform um ActionScript erweitert, eine objektorientierte Programmiersprache, die von Apples HyperTalk inspiriert wurde. Dies ermöglichte es Entwicklern, Aktionen zu skripten, anstatt sie zu animieren, und erweiterte die Arten der verfügbaren Inhalte, einschließlich Web-Spiele und Streaming-Medien. Drittanbieter-Möglichkeiten, die das Skripten wiederum in eine grafische Oberfläche brachten, sorgten dafür, dass sich die Spieleentwicklung für viel mehr Menschen erschloss – und nicht nur für ein paar Nerds, die viel Zeit in ihr Hobby steckten.
Flash übernimmt eine führende Rolle
Im Jahr 2005 kaufte Adobe die Firma Macromedia und fügte Flash seiner „Creative Suite“ hinzu. Dies entsprach dem Wachstum von Videoinhalten im Web, und Flash war eine einfache Möglichkeit, Videos einzubetten und auf Webseiten wiederzugeben, da es von einem einfachen Plugin abhing. Etwa zu dieser Zeit gründeten drei ehemalige PayPal-Mitarbeiter ein Startup namens YouTube und übernahmen Flash als Technologie für die Anzeige von Videos auf ihrer Website.
Da HTML keine direkte Unterstützung für Videoinhalte bot und es eine Vielzahl von Codecs (Software zum Kodieren und Dekodieren von Videoinhalten) gab, machte es ein einziges Browser-Plug-In für alle extrem einfach, diese kostenlose Software herunterzuladen und Videos anzusehen. Plötzlich konnte jeder auf einem Mac oder Windows-PC Videos, wenn auch in einer im Vergleich zu heute sehr geringen Auflösung, in seinem Browser ansehen.
Flash war die dominierende Plattform für die Darstellung von Multimedia-Inhalten im Web. Als Apple das iPhone entwickelte, arbeitete das Unternehmen mit Adobe zusammen, in der Hoffnung, Flash auf dem Gerät einsetzen zu können, aber die Leistung war nicht ausreichend. Adobe hatte eine Flash-Lite-Plattform, die für mobile Geräte entwickelt wurde, aber sie funktionierte nicht gut genug mit mobilen Prozessoren, insbesondere wegen des Batterieverbrauchs, so dass Flash nicht auf dem iPhone angeboten wurde.
Der langsame Niedergang von Flash
Es hat lange gedauert, aber es ist klar, dass das iPhone schon 2007 den Wendepunkt für Flash markierte. Da das iPhone kein Flash unterstützte, entwickelte YouTube eine Technologie, um seine Videos in einer App ohne Adobes Software darzustellen.
Im Jahr 2010 verfasste Steve Jobs seinen offenen Brief „Thoughts on Flash“, in dem er die vielen Gründe nannte, warum das Unternehmen Flash nicht auf dem iPhone zulassen würde. Dazu gehörten Zuverlässigkeit, Sicherheit, Leistung und vor allem die Akkulaufzeit. Da Flash nicht auf dem bald dominierenden mobilen Gerät eingesetzt werden konnte, gab es keine Zukunft für die Software.
Jetzt, 11 Jahre später, ist der Flash Player Geschichte. Wenn ihr heute noch eine Meldung bekommt, dass ihr ein Flash Player Update herunterladen sollt, dann ist das zu 100% Schadsoftware!